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Jenny Linford „Aus Milch gemacht“ Rezension

Jenny Linford, Aus Milch gemacht. Joghurt, Ricotta und Crème fraîche selbst herstellen und in leckeren Gerichten verwenden. Jan Thorbecke Verlag: Ostfildern, 128 Seiten, 17,99 €.

Eine Erinnerung aus meiner Kindheit ist das Milch-holen beim Bauern. Rechts und links eine Zwei-Liter-Milchkanne in der Hand, randvoll gefüllt mit noch lauwarmer Kuhmilch. Zu Hause hat meine Mutter dann die Milch in eine spezielle, runde Schale umgefüllt, um am nächsten Tag die Sahne abgießen zu können. Inzwischen lebe ich in der Stadt und kaufe Milch, Butter, Joghurt und Käseprodukte nur noch im Supermarkt ein. Aber was kann ich heute eigentlich noch selbst herstellen? Ist das umständlich? Schmeckt es dann anders? Lässt es sich in die moderne Haushaltsführung einfügen?
Als das Rezensionsexemplar bei mir ankam, war ich schon sehr gespannt. Schnell hatte ich die einleitenden Kapitel „Einführung“, „Die Käserei in der eigenen Küche“, „Grundzutaten“ und „Milch und Käse einkaufen“ durchgelesen. Ich wollte dann gleich zur Tat schreiten und Butter herstellen. Das Kapitel „Butter“ beginnt auch gleich mit deren Herstellung, gefolgt von vielen Rezepten, wie unter anderem aromatisierter Butter und Limetten-Shortbread. Wird Butter produziert, fällt als Nebenprodukt immer auch Buttermilch an. Natürlich kann man die Buttermilch auch separat herstellen, wie es im darauffolgenden Kapitel „Buttermilch“ beschrieben wird. Dort finden sich dann auch Rezepte mit Buttermilch, wie Parmesan-Buttermilch-Scones oder Buttermilch-Panna-Cotta. Es folgen die Kapitel „Saure Sahne“ und „Crème fraîche“, die nach dem gleichen Prinzip aufgebaut sind: Erst die Herstellung der Grundzutat und dann die Verwendung dieser in verschiedenen Rezepten.
Das Kapitel „Joghurt“ interessierte mich besonders. Joghurt wird bei uns viel gegessen und bei einer Freundin hatte ich auch schon selbst gemachten Joghurt probiert, der mir sehr gut schmeckte. Was mich allerdings etwas verwundert hat, war die Tatsache, dass die Autorin bei der Herstellung von Butter eine Küchenmaschine empfiehlt und verwendet, während sie bei der Joghurtproduktion mit keinem Wort erwähnt, dass man das Ganze auch völlig unkompliziert mit einem Joghurtbereiter herstellen kann. Vielmehr wählt sie die in meinen Augen unnötig unsichere Methode der Joghurtherstellung „an einem warmen Ort“, nämlich einer Kühlbox, in die sie neben Gläsern mit dem angesetzten Joghurt noch Gläser mit warmem Wasser stellt, um die Temperatur für 7—8 Stunden konstant bei 42—43 Grad zu halten. Ich habe mir hingegen lieber den Joghurtbereiter meiner Freundin ausgeliehen und damit, nach dem Rezept der Autorin, perfekten Joghurt hergestellt.

Es folgen wieder einige Rezepte mit Joghurt, bis wir zum Kapitel „Labneh“ kommen. Labneh ist ein Joghurtkäse aus dem Nahen Osten, der auch mit Schafs- oder Ziegenmilchjoghurt durch Aufhängen und Abtropfen hergestellt werden kann. Das erinnert mich wiederum eher an Frischkäse, der im dann anschließenden Kapitel im Mittelpunkt steht. In diesem und dem folgenden Kapitel („Hüttenkäse“) wird erstmals Lab verwendet. Lab ist ein Gemisch verschiedener Enzyme, die bei der Herstellung von Käse benötigt werden. Frischkäse werde ich ganz sicher als Nächstes versuchen, zumal mich auch das hier zu findende Rezept des Whisky-Himbeer-Canachan-Käsekuchens (S. 84) sehr reizt.
Den Schluss des Buches bilden die Kapitel „Ricotta“, „Mascarpone“ und „Feta“, jeweils wieder begleitet von interessanten Rezepten. Ich habe das Feta-Brot mit Zitronenthymian auf Seite 121 nachgebacken, allerdings mit gekauftem Fetakäse. Dieses Rezept wird definitiv in unser alltägliches Rezept-Repertoire eingehen, da es uns sehr gut schmeckt! Die Herstellung war wirklich einfach.

Begleitet werden die Rezepte von sehr schönen, hellen und leicht wirkenden Fotografien. Sie wirken ländlich, freundlich und kommen ohne viel Schnick-Schnack aus. Die Fotografin hat sich beim Foodstyling sehr zurückgehalten und einfaches, schnörkelloses Geschirr, sowie simple Küchenutensilien gewählt. Ich finde, die Fotografien passen insgesamt sehr gut zum Thema des Buches.
Fazit: Ein sehr gelungenes Buch, dass einem mit einfachen Rezepten Mut macht, alltägliche Produkte wie Butter, Joghurt oder Frischkäse wieder selbst herzustellen. Es macht nicht nur Spass, es schmeckt auch besser!
Hier geht es zu den Rezepten: Butter, Joghurt (laktosefrei) oder Feta-Brot mit Zitronenthymian

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