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Donna Hay “Die neuen Klassiker” Rezension

Donna Hay: Die neuen Klassiker, AT-Verlag: Aarau und München 2014, 448 Seiten, 336 Fotos, 48 €.

„Die neuen Klassiker“ von Donna Hay ist eine Zusammenstellung von Rezepten aus dem „Donna Hay Magazine“, einem regelmäßig erscheinenden Food-Magazin aus Australien. Das Buch enthält eine gute Abwechslung zwischen klassischen Rezepten und neuen Interpretationen. Schlägt man diesen Prachtband von knapp drei Kilogramm auf, fallen einem sofort die zahlreichen, wirklich guten Food-Fotos auf. Obwohl verschiedene Fotografen an dem Band mitgearbeitet haben und man auch die verschiedenen Bildstile erkennt, wirkt er dennoch wie aus einem Guss. Für mich als Food-Fotografin sind diese Bilder ein Augenschmaus, ein Fundus an neuen Ideen.

Das Buch ist in zwei große Bereiche eingeteilt: pikant und süß. Der Abschnitt „pikant“ beginnt mit dem Kapitel „Eier und Käse“. Hier finden sich Besonderheiten wie mit Ricotta gefüllte Zucchini-Blüten, aber auch Klassiker wie Soufflees, Quiches und Tartes. In „Pasta, Asia-Nudeln und Reis“ treffen wir auf unkomplizierte Nudel- und Reisgerichte aller Art. Gleich anschließend daran das große Kapitel „Suppen“. Von Gemüsesuppen bis hin zu Cremesuppen und Brühen ist hier alles vertreten. Darauf folgen die großen und ideenreichen Kapitel: „Rind“, „Huhn und Ente“, „Schwein“ und „Lamm“. Vom klassischen Sonntagsbraten über glasierte Hühner chinesischer Art bis zu neuen Variationen wie Schnitzel mit Zitronenkruste und Lamm-Burger ist hier für jeden Geschmack etwas zu finden. Das Kapitel „Fisch- und Meeresfrüchte“ beginnt mit gebeizten Fischkreationen und führt dann weiter über Sushi bis hin zu Hummer und Fischcurrys. Unter „Pasteten und Tartes“ sind nicht nur die Klassiker zu finden, sondern auch kleine pikante Köstlichkeiten wie Lammhaxen-Pastetchen oder Rindfleisch-Empanadas. Der Abschnitt „pikant“ schließt mit „Salaten und Beilagen“ ab, wobei einige Salate hier durchaus auch als Hauptgericht dienen könnten, wie z.B. der Spargel-Feta-Salat.

Der Bereich „süß“ beginnt mit dem Kapitel „Cookies, Kekse, süße Schnitten“. Diese Sammlung reizt mit ihren zarten Versuchungen, wie den knusprigen Karamell-Brownies oder den Schoko-Pfefferminz-Schnitten. Ebenso der Abschnitt „Kleingebäck“: Suchen Sie süße Cupcakes oder gefüllte Törtchen oder Brioches zum Frühstück? Alles vorhanden! Im Kapitel „Kuchen“ kann man auch Besonderes entdecken, wie etwa den mexikanischen Kuchen mit dreierlei Milch. Bei „Puddings und Aufläufen“ können wir zwischen cremigen Reispuddings, schokoladigen Soufflees oder fruchtig-süßen Crumbels wählen. Die Entscheidung dürfte hier jedem schwer fallen. In „Pies und Tartes“ finden sich süße und saftige Sünden, wie die Rhabarber-Tarte-Tatin oder Blaubeer-Pies. Und zum Schluß: Ein Dessert geht immer. Zur Auswahl stehen hier Schokolade-Trüffel, poschierte Pflaumen, Eis am Stiel und sogar Marshmallows. Alles in allem eine Sammlung mit wunderbaren Rezeptideen, die wirklich Lust auf das Kochen und Backen machen. Zu jedem Rezept findet sich ein Foto.
Es ist eigentlich völlig unmöglich, mit nur wenigen ausgewählten Testrezepten der großen Vielfalt dieses Buches gerecht zu werden. Entscheiden mussten wir uns trotzdem, und so haben wir vier „familientaugliche“ Rezepte ausgewählt, da ja auch meine kleine Tochter zu den Testessern gehört:

1. Quiche mit karamelisiertem Fenchel, Grünkohl und Ziegenquark (S. 35);
2. Kürbis-Muskat-Gnocchi mit Salami-Oregano-Butter (S. 49);
3. Hähnchenspieße mit pikanter Erdnusssoße (S. 127);
4. Portugiesische Vanilletörtchen (S. 392).

1. Die Zubereitung der Quiche ist etwas aufwendiger, da der Fenchel erst im Ofen karamelisiert werden muss. Lohnt sich aber auf jeden Fall. Wir hatten leider einen nicht ganz so kleinen und zarten Fenchel, was die Knollen ziemlich „bissfest“ machte. Das hat aber dem Geschmack keinen Abbruch getan. Was ich Besonderes von diesem Rezept mitgenommen habe, ist der Sud aus Sherry-Essig und braunem Zucker. Ich habe inzwischen eine ähnliche Tarte mit roten Zwiebeln genau mit diesem Sud gebacken. Eine wirklich köstliche Inspiration.

2. Bei den Kürbis-Muskat-Gnocchi habe ich gleich die doppelte Menge an Gnocchi-Teig hergestellt, da ich befürchtete, es würde uns nicht als Hauptspeise ausreichen. Die einfache Menge hätte aber problemlos ebenfalls gelangt. Jetzt weiß ich aber auch, dass sich die Gnocchi sehr gut einfrieren lassen.
Der Gnocchi-Teig ist nicht so fest geworden, dass ich ihn (wie im Rezept angegeben) in Scheiben hätte schneiden können. Dafür konnte ich runde „Nocken“ abstechen, die sehr gut im heißen, siedenden Wasser gehalten haben. Die Gnocchi waren perfekt: locker und fluffig innen, nur etwas größer als gewohnt. In Kombination mit der in Butter geschwenkten Salami ebenfalls ein sehr feines Mittagessen.

3. Für die Hähnchenspieße mit pikanter Erdnusssoße muss man sich etwas Zeit nehmen, da das Hühnchenfleisch in der Erdnusssoße ziehen musst. Bei den angegebenen Zutaten vermute ich einen Übersetzungsfehler: Die 250 ml kochendes Wasser, die zur Erdnusssoße zuzugeben waren, waren eindeutig zu viel. Ich konnte die Soße aber retten, indem ich mit der Hälfte der Erdnusssoße das Hühnerfleisch marinierte und die zweite Hälfte mit weiteren Erdnüssen pürierte und dadurch eindickte. Jetzt stimmte auch die Konsistenz mit dem Foto überein. Überaus wichtig war auch, dass wir echtes Thai-Basilikum verwendet haben. Es schmeckt ganz anders als das uns bekannte Basilikum, nämlich nach Anis und Lakritze. Das Thai-Basilikum verleiht dem milden Hühnerfleisch das i-Tüpfelchen im Geschmack. Wir haben dazu Reis als Beilage serviert. Die Menge reichte (mit dem Reis als Beilage) für sechs Personen.

4. Um auch aus dem süßen Bereich etwas zu testen, habe ich mich für die portugiesischen Vanilletörtchen entschieden. EIN TRAUM! Der selbstgemachte Custard (Vanille-Eier-Milch-Pudding) und der knusprige Blätterteig ergeben wirklich eine Kombination, die einen beim ersten Biss an Sonne, Espresso und ein Straßen-Café in Lissabon erinnern. Zumindest stelle ich es mir so in Lissabon vor.

FAZIT: Donna Hays „Die neuen Klassiker“ ist ein wunderbares Kochbuch, das in keiner Küche fehlen sollte. Einziger Nachteil: Das Buch ist so groß, dass es aufgeschlagen den halben Küchentisch einnimmt und somit Gefahr läuft, beim Backen und Kochen in Mitleidenschaft gezogen zu werden.

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