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“Lomelinos Eis” Rezension

Linda Lomelino, Lomelinos Eis, AT-Verlag: Aarau und München 2015, 112 Seiten, 19,90 €

Wenn man Linda Lomelinos Buch aufschlägt, hat man gleich das Gefühl, etwas Besonderes in den Händen zu halten. Die Seiten fühlen sich rau und matt an. Nicht wie bei anderen Koch- und Backbüchern mit ihrem glatten und glänzenden Papier. Besonders ist auch die fotografische Präsentation der Eiskreationen, weil die Autorin, genau wie ich, einen Faible für antikes Geschirr hat. Da ich ihre Fotografien bereits von Instagram her kenne, wo sie meist sehr dunkel gehalten sind, war ich auch von den vielen Pastelltönen, die sich hier finden, positiv überrascht.

Das Buch ist in sieben Kapitel eingeteilt: Der Abschnitt „Wissenswertes über Eis“ stellt nicht nur verschiedene Eissorten wie Rahmeis, Sorbet, Sherbet oder Semifreddo vor, sondern erklärt auch, welche Art von Milch oder Rahm zu verwenden sind (je fetter die Milch oder der Rahm, desto weniger Eiskristalle bilden sich). In „Rahmeis“ geht es um das klassische, cremige Eis in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Variationen. Hier finden sich das einfache Vanilleeis, aber auch Schokoladeneis-Variationen, Fruchteisvarianten oder Besonderheiten wie Lakritzeis oder Minzeis mit Schokostückchen. „Sorbet und Sherberts“ behandelt Fruchtsorbets und Sherberts (Sherberts sind Sorbets gemischt mit Rahmeis), bei denen man den Sommer herbeisehnt, damit man Köstlichkeiten wie Aprikosensorbet, Erdbeer-Champagner-Sorbet oder Wassermelonen-Sorbet endlich herstellen und genießen darf. „Eis am Stiel“ umfasst nur drei Seiten mit drei Rezepten, und zwar für Himbeer-Vanille-Eis, Blaubeer-Joghurt-Eis und Schokoladeneis mit Pistazien. „Eistorten und Eisdesserts“ enthält richtige Eiskunstwerke wie die Rocky-Road-Eistorte oder die Neapolitanische Eistorte, aber auch einfache Ideen für Eisdesserts mit Eis und Frucht und Keksen. Das vorletzte Kapitel „Getränke“ umfasst nicht nur den klassischen Eiskaffee, sondern auch sogenannte „Floats“ (in den USA auch Ice-Cream-Sodas genannt): Für die Version mit Root-Beer werde ich wohl noch etwas Mut brauchen, während ich mir einen Coca-Cola- oder Beeren-Float sehr gut als sommerliche Erfrischung vorstellen kann. Im letzten Abschnitt „Garnituren und Saucen“ erfahren wir, wie man Eiswaffeln selbst herstellt oder köstliche Soßen wie etwa Fudgesoße, Karamellsoße mit Rum oder Kirschsoße zubereitet.

Für diese Rezension habe ich mir eine einfache Eismaschine (ohne Kompressor) für 18 € (inklusive Porto) bei Ebay ersteigert, die auch schon am nächsten Tag geliefert wurde. Der Kühlbehälter der Eismaschine musste für 24 Stunden im Gefrierschrank gekühlt werden. In der Zwischenzeit konnte ich die Eismasse herstellen, die laut Gebrauchsanleitung der Eismaschine gut durchgekühlt sein musste. Bei der Auswahl der drei Testrezepte entschied ich mich für ein Eis zum Portionieren in Kugeln, Eis am Stiel und schließlich noch für eine Eistorte.
24 Stunden später war es dann schon soweit. Ich startete mit dem Himbeer-Cheesecake-Eis (S. 30). Die Eismasse hatte ich am Vortag bereits gekocht; sie war nun auch gut gekühlt. Da die Eismaschine schnell zusammengesteckt war, konnte ich sofort die Eismasse einlaufen lassen und hatte nach 20 Minuten mein erstes, cremiges und köstlich schmeckendes Eis. Jetzt noch, gemäß Rezept, das Fruchtmark und die Keksbrösel untergerührt und dann das Ganze für weitere 2—3 Stunden im Gefrierschrank gekühlt. Nach dieser Zeit konnte ich ganz leicht Kugeln mit dem Eisportionierer formen und in Eisschalen servieren. Wir waren begeistert! Natürlich war es ein klein wenig Aufwand, der sich allerdings für dieses Ergebnis wirklich lohnt. Die produzierte Menge von 0,7 Litern reichte gerade für einen Nachtisch für 4 Personen. Unser erstes Eis war ein Erfolg!
Sogleich machte ich mich an das zweite Testrezept: Schokoladeneis am Stiel mit Pistazien (S. 77). Laut Buch sollte es wie Schokoladenpudding am Stiel schmecken. Für Eis am Stiel braucht man allerdings die passenden Formen, die, falls nicht schon im Haushalt vorhanden, gar nicht so teuer sind. Eine Anschaffung lohnt sich. Die Eismasse war schnell gekocht und danach, etwas abgekühlt, in die Formen abgefüllt. Das Eis ist daraufhin für 1—1 1/2 Stunden im Gefrierfach zu kühlen, um dann noch die Eisstiele aus Holz hineinzustecken. Anschließend sind die einzelnen Portionen aus der Form zu lösen, um sie dann in flüssige Schokolade zu tauchen und in gehackten Pistazien zu wälzen. Fertig war unser Schokoladeneis am Stiel. Es sah genauso aus wie im Buch. Da es wirklich ordentlich durchgefroren war (über Nacht), hat es auch die Fotosession im warmen Studio unbeschadet überstanden. Diese Antauzeit hat ihm sogar gut getan. Wir haben festgestellt, dass das selbstgemachte Eis fester ist als gekauftes und es deshalb etwas Zeit braucht, bis es verzehrt werden kann. Sonst ist es einfach zu hart.
Nach anfänglicher Skepsis meiner Tochter waren wir dann alle tatsächlich der Meinung, dass das Eis ganz vorzüglich nach Schokoladenpudding am Stiel schmeckt.

Mit den Eisrezepten von Linda Lomelino haben wir eine wichtige geschmackliche Erfahrung gemacht: Selbstgemachtes Eis ist weniger süß, schmeckt nicht künstlich, ist aber fester als gekauftes Eis. Es schmeckt definitiv anders: intensiver und gehaltvoller als vergleichbares Eis aus dem Supermarkt.

Für die einfache Eistorte (S. 81), unserem Testeis Nummer drei, haben wir uns nochmal für die Himbeer-Cheesecake-Eismasse entschieden. Allerdings ist nun die doppelte Menge zu produzieren, was aber kein Problem darstellt! Während die ersten 0,7 Liter schon in der Gugelhupf-Form kühlen, rührt die Eismaschine bereits die andere Hälfte zu cremigem Eis. Alles zusammen ist dann in der Gugelhupf-Form im Gefrierschrank über Nacht zu kühlen. Fertig ist die Eistorte. Diese ist allerdings so fest, dass sie ca. 45 Minuten braucht, um schneidfähig zu sein. Wenn man das weiß und diese Zeit des Antauens mit einplant, kann das Eis genau zur richtigen Zeit verzehrfertig sein.
Fazit: Ich kann das Buch von Linda Lomelino nur empfehlen. Als nächstes werde ich eines der Sherbet-Rezepte ausprobieren oder uns, sobald es wärmer wird, einen Beeren-Float zubereiten. Wer ein Geschenk für Eisliebhaber sucht: bitte schön, hier ist es. Selbstverständlich kann das Eis auch mit laktosefreien Produkten hergestellt werden.
Hier geht es zu den Rezepten: Himbeere-Cheesecake-Eis, Schokoladeneis am Stiel

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